Zum Hauptinhalt springen

Ausgangssituation

Die Stadt Mechernich liegt im Regierungsbezirk Köln, im Zentrum des Kreises Euskirchen und ist mit einer Einwohnerzahl von 27.714 Personen (IT.NRW 2019, Stichtag 31.12.2019), die sich auf 44 Ortsteile verteilen, die zweitgrößte Stadt im Kreis Euskirchen. Sie liegt im Naturpark Nordeifel und stellt ein Tor zum Nationalpark Eifel dar. Die Stadt übernimmt im Bildungsbereich und in der medizinischen Versorgung wichtige Funktionen in der Region Nordeifel. Im Fokus des hier vorliegenden Integrierten Handlungskonzeptes (InHK) steht die Innenstadt des Zentralortes der Stadt Mechernich, in der rund 6.900 Einwohner (Stadt Mechernich 2020) leben. Das Untersuchungsgebiet Innenstadt umfasst den Kernbereich des Stadtbezirks mit dem Hauptgeschäftsbereich, den zentralen Verwaltungseinrichtungen sowie dem Krankenhaus, dem Schulzentrum, der historischen Arbeitersiedlung, dem Bergbaumuseum und dem Bahnhof.

Ebenso wie viele andere Städte steht auch Mechernich vor den Herausforderungen des Strukturwandels (vor allem im Einzelhandel), des demographischen Wandels sowie laufender Veränderungen im Mobilitätsverhalten, auf die angemessen reagiert werden muss. Im Erarbeitungsprozess des Integrierten Handlungskonzeptes wurden bestehende Mängel analysiert und Vorschläge zu einer nachhaltigen Behebung entwickelt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf folgende bekannte städtebauliche wie auch sozioökonomische Defizite gelegt:

  • Die unzureichende und veraltete Gestaltung öffentlicher Räume verursacht eine geringe Aufenthaltsqualität und somit sinkende soziale Aktivität sowie ein unattraktives Stadtbild.
  • Die Verkehrsbelastung an vielen Stellen trägt zur Schmälerung der Aufenthaltsqualität bei und schränkt den nichtmotorisierten Verkehr stark ein.
  • Durch die Konkurrenz des Online-Handels und der nichtintegrierten Standorte sinkt die Kundschaft des stationären Einzelhandels im zentralen Versorgungsbereich kontinuierlich, was zu Leerstandproblemen und dadurch entstehenden städtebaulichen und nutzungsstrukturellen Mängeln führt.

 

Lösungsansätze

Zur Erarbeitung und Formulierung nachhaltiger integrierter Lösungsansätze in Form städtebaulicher Entwicklungsziele, Leitbilder und konkreter Maßnahmenpakete, wurde eine Gesamtbetrachtung verschiedener Handlungsfelder sowie deren Wechselwirkungen untereinander vorgenommen. Mit dem InHK als ganzheitliches Steuerungs- und Koordinierungsinstrument ist es das planerische Ziel des Prozesses, die Funktion der Innenstadt als solche zu stärken und - wo notwendig - zu reaktivieren, die öffentlichen Räume zu qualifizieren und zu attraktiveren sowie die Stadt-Kommunikation und das Stadtmarketing zukunftsorientiert auszurichten.

Im Laufe der Bestandsanalyse und insbesondere im Rahmen der Bürgerbeteiligung zeigte sich, dass Mechernich zahlreiche Potenziale aufweist, um die Stadt an die aktuellen Herausforderungen anzupassen. Als Stärken der Stadt wurde die Bedeutung als Gesundheits- und Bildungsstandort sowie die Nähe zum Nationalpark Eifel und Naherholungsgebieten in der Umgebung identifiziert.

Als Leitidee für die Stadtentwicklung in Mechernich wurde daher der Slogan „Mechernich – Herz der Nordeifel“ entwickelt, der sowohl die emotionale Ebene anspricht und gleichzeitig einen Zukunftsanspruch formuliert. Auf Basis dessen wurden insgesamt vier Handlungsfelder (H1 bis H4) herausgearbeitet, für die jeweils ein Leitsatz und mehrere Leitziele (LZ) entwickelt wurden.

Handlungsfelder

Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes Innenstadt Mechernich wurden vier Handlungsfelder (H1 - H4) herausgearbeitet, für die jeweils ein Leitsatz und mehrere Leitziele entwickelt wurden:

Handlungsfeld 1: Stadtraum und Stadtbild

„Neue, kompakte und attraktive Stadtmitte als Visitenkarte“

Als Leitziele wurden entwickelt:

  • 1.1:Stadtreparatur zur Behebung städtebaulicher Missstände (Brüche, Zäsuren, Baulücken, etc.)
  • 1.2: Entwicklung eines attraktiven und multifunktionalen öffentlichen Raums als neue Stadtmitte
  • 1.3: Steigerung der Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Barrierefreiheit im öffentlichen Raum
  • 1.4: Berücksichtigung klimatischer sowie ökologischer Aspekte im Stadtraum
  • 1.5: Aufwertung des Stadtbildes unter Berücksichtigung privater Eigentümer (Beratung, Förderung)
  • 1.6: Belebung der Innenstadt als vitaler Wohn-, Arbeits-, Einkaufs- und Lebensraum

Handlungsfeld 2: Handel und Dienstleistungen

"Einkaufserlebnis in einer lebendigen & vielfältigen Innenstadt“

Als Leitziele wurden definiert:

  • 2.1: Sicherung und Entwicklung eines attraktiven, vielfältigen Angebots
  • 2.2: Konzentration des Einkaufserlebnisses in der zentralen Innenstadt
  • 2.3: Auffangen von Trading-Down-Effekten und Positionierung der Mitte durch Innenstadtmanagement
  • 2.4: Stärkung des Innenstadterlebnisses durch Ausbau von Markt-/ Kulturveranstaltungen
  • 2.5: Stärkung des Einkaufsgenusses durch (Außen-)Gastronomieangebote in der Innenstadt

Handlungsfeld 3: Mobilität und Verkehr

„Optimierte Erreichbarkeit durch zukunftsgerichtete Mobilitätsangebote“

Als Leitziele wurden definiert:

  • 3.1: Reduzierung der Verkehrsbelastung und Förderung von Rad- und Fußverkehr
  • 3.2: Sicherung der Erreichbarkeit durch Neuordnung und Ergänzung zentraler Parkmöglichkeiten
  • 3.3: Sichere, barrierefreie und attraktive Gestaltung der öffentlichen Straßen, Wege und Plätze
  • 3.4: Verbesserung der Orientierung und Aufwertung von Wegebeziehungen
  • 3.5: Ausbau der Mobilitätsangebotsvielfalt und Einrichtung der Infrastrukturen (Mobilitätsstation etc.)
  • 3.6: Verbesserung der Anbindung des Bahnhofs und des ÖPNV durch innovative Mobilitätsansätze
  • 3.7: Berücksichtigung umliegender Dörfer als zentrale Elemente der Mobilität im ländlichen Raum

Handlungsfeld 4: Kultur und Gesellschaft

„Generationengerechtes Kultur-, Gesundheits- und Bildungszentrum“

Als Leitziele wurden definiert:

  • 4.1: Schaffung differenzierter, multifunktionaler Räume für Kultur und Begegnung aller Generationen
  • 4.2: Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Ortsgemeinschaft
  • 4.3: Erlebbarmachung der Bergbau- und Eifelstadt-Identität für Bewohner und Gäste
  • 4.4: Entwicklung des Wohnstandorts Innenstadt durch differenzierte, attraktive, barrierefreie Angebote
  • 4.5: Ausbau der Qualitäten des Schulzentrums als zentraler Bildungsstandort

Entwicklungsbereiche

Für die zukünftige Entwicklung der Stadt wurden drei Entwicklungsbereiche definiert, für die jeweils unterschiedliche Entwicklungsschwerpunkte gesetzt wurden:
Die Neue Stadtmitte und das Krankenhaus, der Bahnhof und die historische Siedlung sowie der Entwicklungsbereich Bildung und Kultur.

Um die unten beschriebenen Entwicklungsziele zu erreichen wurde ein vielschichtiges Maßnahmenpaket geschnürt. Mit der Ausrichtung auf das Leitbild „Mechernich – Herz der Nordeifel“ und der damit einhergehenden Bündelung der Aktivitäten werden knappe Ressourcen sinnvoll eingesetzt, privates Kapital mobilisiert und so eine größtmögliche Hebelwirkung erreicht.

Entwicklungsbereich 1: Neue Stadtmitte und das Kreiskrankenhaus Mechernich

Die Neue Stadtmitte und das Kreiskrankenhaus Mechernich bieten ein gutes Angebot an Nahversorgung und medizinischer Versorgung. Neben zwei Lebensmittelmärkten zählt die Stadtmitte derzeit auch weitere Einzelhandelsfilialen wie beispielsweise Schuh- und Bekleidungsgeschäfte. Die Stadtmitte ist dabei durch ein großes oberirdisches Parkplatzangebot angebunden.

Darüber hinaus sorgen das Krankenhaus, das sich nördlich der Stadtmitte befindet, sowie weitere medizinische Angebote für eine gute medizinische Versorgung. Die langfristige Sicherung dieser Angebote (zunehmender Leerstand im Einzelhandel, drohende Trading-Down-Effekte), die deutliche Steigerung der Aufenthaltsqualität, die Anpassung an den Klimawandel sowie die Behebung vorhandener Gestaltungs- und Pflegedefizite (Gebäude und Freiräume) sind die bedeutendsten Entwicklungsziele.

Entwicklungsbereich 2: Bahnhof, historischer Siedlung und Bergbaumuseum

Der westliche Entwicklungsbereich umfasst den Bereich von Bahnhof, historischer Siedlung und Bergbaumuseum westlich der Stadtmitte. Hier gewährleisten Bahnhof und Parkplatzangebot eine gute Erreichbarkeit mit verschiedenen Verkehrsmitteln.

Die ehemalige Bergarbeitersiedlung und das heutige Bergbaumuseum bieten historisches Potenzial mit stadtbildprägender Bausubstanz und touristischer Infrastruktur. Besondere Entwicklungsziele stellen die Sicherung des historischen Stadtbildes und die Aufwertung der Wegebeziehungen zwischen Bahnhof, Museum und Innenstadt dar.

Entwicklungsbereich 3: Bildung und Kultur

Östlich der Stadtmitte befindet sich der Entwicklungsbereich Bildung und Kultur. Aufgrund mehrerer Schulen (Gymnasium, Gesamtschule, Grundschule) und verschiedener Sportanlagen weist das Gebiet bereits zahlreiche Angebote in diesem Themenfeld auf.

Das Oktogon und die dazugehörige Dreifachturnhalle bietet den Einwohnern Mechernichs einen Veranstaltungsort, der jedoch zurzeit die einzige derartige Räumlichkeit ist und in vielen Bereichen nicht den Anforderungen genügt. Hier besteht ebenso Handlungsbedarf wie bei den Sportanlagen, die aufgrund der zunehmenden Nachfrage durch die Schulen und Vereine bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.