Zum Hauptinhalt springen

Klimaschutz, nachhaltige Mobilität, Barrierefreiheit, demographischer Wandel

Viele Themen der Stadtentwicklung besitzen einen handlungsfeld- sowie bereichsübergreifenden Charakter. Aus diesem Grunde sind diese sogenannten Querschnittsthemen bzw. -aufgaben bei der Ziel- und Maßnahmenentwicklung immer mitzudenken. Zu ihnen zählen in Mechernich insbesondere der Klimaschutz bzw. die Anpassung an den Klimawandel, die Barrierefreiheit, der Demographische Wandel und die Inwertsetzung der Stadthistorie. Weiterhin gilt es Themen wie ein einheitliches Stadtmobiliar oder ein Freiraum- und Lichtkonzept für die gesamte Innenstadt zu planen und bei Bedarf in den Einzelmaßnahmen entsprechend eines innerstädtischen Gestaltungskanons zu berücksichtigen.

Das Querschnittsthema Klimaschutz bzw. die Anpassung an den Klimawandel wird in den geplanten Maßnahmen besonders berücksichtigt. Hier möchte die Stadt Mechernich ein Zeichen setzen. Die aktuellen Anforderungen an Gebäude (z.B. EnEV, CO2-Einsparung) werden bei der Hochbaumaßnahme Oktogon deutlich übertroffen (Zielwert: 15%). Weitere Maßnahmen (z.B. Potenzial für Dachbegrünung, Solaranlagen) werden geprüft und nach Möglichkeit umgesetzt. Für den öffentlichen Raum soll insbesondere der Bestand an raumwirksamem Stadtgrün deutlich erhöht werden. Dies ist nötig, da sich zwar im unmittelbaren Umfeld Mechernichs größere Waldgebiete befinden, jedoch innerhalb des Stadtgebiets nur wenige Grünflächen vorhanden sind. Gleiches gilt für die defizitäre Begrünung der öffentlichen Plätze und Straßenräume, so dass hier eine Aufwertung und Ausweitung der Begrünung erforderlich ist. Dabei sollen im Hinblick auf die Anpassung an den Klimawandel insbesondere klima- und standortangepasste Bäume zum Einsatz kommen, die nicht nur klimaresistent sind, sondern auch Schatten spenden und das Mikroklima verbessern.

Dazu ist vorgesehen, dass Regenwasser-Management-Systeme (z.B. ArborFlow) genutzt werden, um die Speicherkapazität des Regenwassers zu erhöhen. Im Rahmen der Überlegungen zum Klimaschutz wurde auch das Thema Versickerung im Allgemeinen diskutiert. Da zahlreiche Bodengutachten im Stadtgebiet und auch innerhalb des Untersuchungsgebiets (z.B. in der Rathergasse / Gartenstraße) einen hohen Anteil an Sand-, Ton- und Lehmablagerungen festgestellt haben, sind die Möglichkeiten der Versickerung jedoch sehr limitiert. Abb. 70 zeigt beispielhaft eine Gegenüberstellung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen, von denen einige auch Synergieeffekte aufweisen. 

Auch im Bereich nachhaltige Mobilität sind Verbesserungen vorgesehen, die zu einer Erhöhung des Nutzungsanteils im Umweltverbund (ÖPNV, nichtmotorisierter Individualverkehr) führen sollen. Hierzu zählen die Einführung einer zusätzlichen S-Bahn-Linie im 20-Minuten-Takt, die Erweiterung des Mobilitätsangebots an den Bahnhöfen Mechernich und Mechernich-Satzvey (Mobilstationen, P+R) und die Einrichtung von E-Ladeinfrastruktur an verschiedenen Standorten der Innenstadt.

Darüber hinaus hat sich der Kreis Euskirchen im Jahr 2020 erfolgreich mit der Projektidee eines flächendeckenden E-Bike-Verleihsystems beim Förderwettbewerb Mobil.NRW – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum beworben. Seit Juli 2021 entsteht ein Netz von 13 festen, vollautomatisierten Verleihstationen für Pedelecs, mit zunächst 135 Fahrrädern. Die 13 Stationen werden dabei an ÖPNV-Knotenpunkten eingerichtet, zu denen auch der Bahnhof Mechernich zählt. In einem zukünftigen Schritt könnte die Anzahl der Verleihstationen erweitert werden. Für Mechernich kämen hier die vier weiteren Standorte der geplanten Mobilstationen (Krankenhaus, Nyonsplatz, Schulzentrum, Bergbaumuseum) in Frage. In einem weiteren Projekt entsteht ein „Aus- und Weiterbildungszentrum für klimaneutrale und digitale Mobilität“ der Regionalverkehr Köln GmbH.

Hierfür ist ein Areal westlich des Bahnhofs Mechernich vorgesehen, auf dem in den kommenden Jahren neben dem Aus- und Weiterbildungszentrum auch öffentliche Tankstellen für alternative Antriebsformen (Bio-Methan, Wasserstoff, elektrischer Strom) für Busse, Schwerverkehr und Pkw, ein Kompetenzzentrum Nahverkehr (als regionaler ÖPNV-Stützpunkt für bis zu 50 Linienbusse, Entwicklungsstandort alternativer Antriebsformen mit Labor für technische Entwicklungen im ÖPNV und Beratungsstelle für Gebietskörperschaften) sowie ein Testgelände (u.a. für autonomes Fahren), das auch als Fläche für Fahrsicherheitstraining dienen kann, entstehen sollen.


Das Querschnittsthema Barrierefreiheit wird ebenfalls in allen entwickelten Maßnahmen berücksichtigt. Dies gilt sowohl für die im Rahmen der Städtebauförderung beantragten Maßnahmen als auch die ergänzenden und nicht-förderfähigen Maßnahmen. Für die Hochbaumaßnahmen (z.B. Oktogon, Wohn- und Geschäftsbebauung Neue Mitte, Umbau Bahnhof) werden die aktuellsten Standards umgesetzt, bei der Gestaltung von öffentlichen Straßen und Plätzen werden bestehende Mängel wie Stufen, Unebenheiten und andere Hindernisse behoben. Dabei beschränken sich die Maßnahme nicht nur auf Maßnahmen für gehbehinderte Menschen (Rollstuhlfahrer, Senioren), sondern es werden darüber hinaus auch Maßnahmen ergriffen, um Menschen mit anderen Einschränkungen (z.B. sehbehinderte Menschen) entgegenzukommen. Dies ist insbesondere für die Straßenquerungen an den wichtigsten Knotenpunkten angedacht: Weierstraße / Bergstraße (Verbindung Bahnhof – Rathaus – Neue Mitte), Weierstraße / Bahnstraße (Verbindung Krankenhaus – Neue Mitte), Turmhofstraße / Dr.-Felix-Gerhardus-Straße (Verbindung Neue Mitte – Nyonsplatz – Schulzentrum). Für die nördlichen Anbindung des Oktogons zur Bushaltestelle Feytal und dem Parkplatz der Grundschule soll ebenfalls eine barrierefreie Verbindung geschaffen werden, so dass die Begegnungsstätte aus allen Richtungen mit allen Verkehrsmitteln schnell erreichbar ist.

Ähnlich sieht es mit dem Querschnittsthema Demographischer Wandel aus. Neben den bereits genannten Maßnahmen zur Barrierefreiheit (z.B. barrierefreies Wohnen, sichere Straßenquerungen, ausreichend breite Gehwege für Rollatoren) werden die besonderen Bedarfe von Seniorinnen und Senioren im Konzept berücksichtigt. Dazu zählen ausreichende Verweilmöglichkeiten in den öffentlichen Räumen (Sitzbänke), kurze Wege z.B. durch innenstadtnahes Wohnen und die Sicherung der zentralen Einkaufsmöglichkeiten, aber auch der Ausbau von Ladeinfrastruktur für E-Bikes, so dass die Nutzung des (E-)Fahrrads durch ältere Mitmenschen gefördert wird. Einen besonderen Fokus legt das Handlungskonzept auch auf das Thema Gesundheit. Mechernich ist bereits heute ein wichtiger Gesundheitsstandort der Nordeifel. Dieser soll durch die Sicherung und den weiteren Ausbau der Angebote sowie die Verbesserung der Wegeverbindungen zwischen den unterschiedlichen Gesundheitseinrichtungen (z.B. Krankenhaus, Arztpraxen in der neuen Mitte) für alle Einwohnerinnen und Einwohner weiter gestärkt werden. Dies ist nicht nur für die Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenheimen von Bedeutung, sondern auch für Angehörige, die durch eine gute Anbindung durch ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß Alternativen zum Pkw geboten bekommen.


Ein weiteres Querschnittsthema ist die Inwertsetzung der Stadthistorie. Mechernich kann auf eine lange Geschichte als Bergarbeitersiedlung zurückblicken, was heute durch das Bergbaumuseum und das Stadtwappen (gekreuzter Bergmannshammer und -schlägel) repräsentiert wird. Auch der ehemalige Siedlungscharakter (kleinteilige Parzellierung) ist im Bereich der Bergstraße weiterhin sichtbar. Ein Ziel des Handlungskonzeptes ist die Sicherung und Inwertsetzung der Stadthistorie.

Dazu sind neben der besseren Vernetzung des Bergbaumuseums an die Innenstadt und den Bahnhof auch ein Leit-/Informationssystem geplant, das Bewohnern und Gästen die Geschichte der Stadt näherbringen soll. Damit der historische Siedlungscharakter der historischen Siedlungsbereiche auch zukünftig erhalten bleibt, sind Maßnahmen wie ein Gestaltungsleitfaden und eine Bauberatung geplant.