Städtebau und Verkehr
4.1 Vorgaben, Bindungen, Planungen und Richtwerte
Flächennutzungsplan
Wie für ein Stadtzentrum üblich, ist das Plangebiet im aktuellen Flächennutzungsplan der Stadt Mechernich als gemischte Bauflächen und Sonderflächen sowie Flächen für den Gemeinbedarf ausgewiesen. Die Wohnbauflächen nehmen den Großteil des Untersuchungsgebiets ein. Im östlichen Teil des Untersuchungsgebiets ist eine große Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen, auf der das Schulzentrum Mechernichs liegt. Eine weitere Fläche für den Gemeinbedarf liegt im Westen und umfasst das Gelände eines Seniorenzentrums. Des Weiteren markieren zwei kleine Flächen für den Gemeinbedarf die Standorte der öffentlichen Verwaltung und der Kirche. Die Bahngleise sind ebenfalls als Flächen des Gemeinbedarfs ausgezeichnet. Im Untersuchungsgebiet gibt es zwei als Sondergebiete ausgewiesene Flächen. Östlich des Schulzentrums ist eine Fläche für den großflächigen Einzelhandel und südlich der Bruchgasse wurde eine Fläche für die Nutzung als Pflegeheim ausgewiesen. Südlich des Untersuchungsgebiets befinden sich Waldflächen, die teilweise als FFH- oder Naturschutzgebiet ausgewiesen sind.
4.2 Baustruktur
Die Baustruktur Mechernichs bzw. des Untersuchungsgebiets (Abb. 29) wird anhand des Schwarzplans analysiert, welcher zwischen bebauten und nicht bebauten Flächen (Freiräumen), unterscheidet. Das Untersuchungsgebiet umfasst, wie bereits beschrieben, den erweiterten Hauptgeschäftsbereich sowie die umliegenden Quartiere im Zentralort. Die Baustruktur weist, der Lage und Funktion des Bereiches entsprechend, sowohl geschlossene Fassadenfronten und größere Komplexe auf. Geschlossene Fassadenfronten sind beispielsweise entlang der Bahnstraße zu finden, größere Komplexe stellen unter anderem das Krankenhaus, das Schulzentrum und die Lebensmittelmärkte (REWE am Bleibergplatz, Lidl an der Feytalstraße) dar. Das historische Erbe der Stadt als Bergbausiedlung lässt sich im westlichen Teil des Untersuchungsgebiets erkennen, wo es entlang der Bergstraße eine sehr kleinteilige Bebauung gibt. Die heutige Turmhofstraße, an der die Besiedlung Mechernichs begann, lässt sich dagegen kaum als historische Straße erkennen.
4.3 Gebäude- und Flächennutzungen
Die Stadt Mechernich hat eine Gesamtfläche von 1.113.648 ha. Die landwirtschaftliche Fläche macht dabei mehr als die Hälfte des Gebiets (55,2%) aus. Der Anteil liegt in den Vergleichsregionen Kreis Euskirchen, Regierungsbezirk Köln und Land NRW dagegen deutlich unterhalb des 50%-Wertes. Im Gegensatz dazu weist Mechernich mit einem Anteil von weniger als einem Viertel (23,4%) einen deutlich geringeren Wert an Waldfläche auf, insbesondere im Vergleich mit dem Landkreis Euskirchen. Allerdings konzentrieren sich die Waldgebiete des Stadtgebiets rund um den Kernort, so dass in Richtung Süden, Nordwesten und Osten in unmittelbarer Umgebung größere Waldflächen für die Naherholung zur Verfügung stehen. Wohnbauflächen sowie Industrie- und Gewerbeflächen machen mit 4,7% bzw. 1,7% der Gesamtfläche Mechernichs einen deutlich kleineren Anteil aus.
Einerseits ist der Wert höher als im Kreisgebiet, andererseits jedoch im Vergleich zum Regierungsbezirk und Land NRW rund 3 Prozentpunkte bzw. 1 Prozentpunkt geringer. Von der Relation her ist dies auch auf die Verkehrsfläche übertragbar, die in Mechernich 6,4% ausmacht und etwas höher als im Kreisdurchschnitt liegt, jedoch etwas mehr als einen Prozentpunkt unter denen der anderen beiden Vergleichsgebiete. Mit nur 1,9% sind Erholungsflächen in der Stadt Mechernich leicht unterrepräsentiert, jedoch auch hier mit höherem Anteil als im Durchschnitt des Kreises Euskirchen. Lediglich 0,5% der Fläche in Mechernich sind Wasserflächen und 6,2% werden durch weitere Nutzungen (u.a. Moore, Heiden, Unland, Abbauland) beansprucht.
Der folgende Plan zeigt die Gebäude- und Flächennutzung im Untersuchungsgebiet. Der Funktion und Bedeutung des Bereichs im Stadtgebiet entsprechend liegt größtenteils eine Mischung aus Wohnbebauung sowie Wohn- und Geschäftsbebauung vor. Die Mischnutzung durch Wohn- und Geschäftsbebauung befindet sich hauptsächlich im Zentrum zwischen der Weierstraße und der Turmhofstraße sowie entlang der Bahnstraße, des Stiftswegs und der Bergstraße. Größere Flächen werden für Nutzungen des Gemeinbedarfs eingenommen. Dazu gehören unter anderem das Krankenhaus im Norden, Schulgelände im Osten, das Seniorenwohnheim im Westen, die Verwaltungsgebäude im zentralen Bereich, das Sozialwerk im Süden, das Deutsche Rote Kreuz im Osten sowie ein Flüchtlingsheim im Westen. Grünflächen sind im Osten als Sportflächen kartiert sowie als öffentliche Grünfläche entlang der Heerstraße, am Bergbaumuseum und am östlichen Rand des Untersuchungsgebiets. Einen Überblick über den vorhandenen Einzelhandel sowie den Gemeinbedarf und medizinische Einrichtungen gibt bereits Kapitel 3.8, eine ausführliche Nutzungstabelle findet sich im Anhang.
Für die Entwicklung eines Ortes ist auch ein Überblick über mögliche Entwicklungsflächen notwendig. Im Untersuchungsgebiet sind keine Flächen mit Entwicklungspotenzial vorhanden. Ebenso relevant für künftige Planungen eines Ortes sind die Leerstände. Neben ungenutztem Potenzial können diese zudem eine abwertende Wirkung auf das umliegende Straßenbild entfalten und es kann zu Trading-Down-Effekten kommen. Im Untersuchungsgebiet hat die Zahl der Leerstände in den letzten Jahren stark zugenommen, insbesondere entlang der Bahnstraße, aber auch vereinzelt im zentralen Bereich an der Turmhofstraße. Hier zeigen sich die Auswirkungen des Strukturwandels im Einzelhandel, der nun durch die COVID-19-Pandemie noch weiter beschleunigt wurde. Entsprechend besteht diesbezüglich ein starker Handlungsbedarf, um die Innenstadt zukünftig attraktiv zu gestalten und den zunehmenden Leerständen entgegenzuwirken.
Die folgenden Abbildungen zeigen die Veränderung der Leerstände (gelb markierte Gebäude) im Bereich der Bahnstraße und der zentralen Plätze Mitte zwischen 2019 und 2021. Es ist deutlich zu erkennen, dass insbesondere entlang der Bahnstraße eine deutliche Zunahme der Leerstände stattgefunden hat. Auch entlang der Turmhofstraße befinden sich nördlich des Nyonsplatzes weiterhin Leerstände. Viele dieser Leerstände waren bereits 2019 vorhanden. Somit lässt sich insgesamt sagen, dass verstärkt Handlungsbedarf besteht, um der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken und die Innenstadt Mechernichs zu beleben.
4.4 Denkmalschutz
Mehrere Gebäude und andere Baudenkmäler sind in Mechernich unter Schutz gestellt. Dabei handelt es sich überwiegend um Wohngebäude sowie religiöse Gebäude und Denkmäler, wie Kirchen, der Friedhof und das ehemalige Pastorat. Einerseits sind im Zentralort Mechernich vergleichsweise wenige historische Gebäude unter Schutz gestellt. Trotzdem gibt es in Mechernich viel historisches Erbe durch die Bergbaugeschichte des Ortes. Dies ist im Stadtbild (bislang) jedoch nur an wenigen Stellen (z.B. Bergbaumuseum) präsent. Im Folgenden sind die Baudenkmäler im Zentralort Mechernich aufgelistet:
4.5 Mobilität
Motorisierter Individualverkehr
Der Kernort der Stadt Mechernich und damit auch das Untersuchungsgebiet des InHK sind über die B477, die L61 und die L165, welche unmittelbar am Siedlungsgebiet entlang verlaufen, an das regionale und überregionale Straßennetz (Abb. 35) angebunden. Ebenso besteht direkter Zugang zu mehreren Landstraßen. Darüber hinaus verfügt Mechernich in kurzer Entfernung über eine Autobahnauffahrt zur Autobahn 1 Richtung Euskirchen und Köln bzw. Blankenheim, so dass Mechernich sowohl an die Nachbarkommunen als auch an die Oberzentren Köln und Bonn gut angebunden ist.
Das Untersuchungsgebiet selbst wird von drei Hauptverkehrsstraßen durchzogen, welche den Verkehr in den Innenstadtbereich hinein- und teilweise einmal komplett hindurchführen. Dies sind insbesondere die beiden in Ost-West-Richtung verlaufenden Verbindungen Bahnstraße / Feytalstraße und Bruchgasse / Heerstraße / Friedrich-Wilhelm-Straße. Erstere ermöglicht im Osten den Anschluss nach Satzvey, letztere führt östlich nach Breitenbenden. Beide Verbindungen führen im Westen über die Friedrich-Wilhelm-Straße nach Strempt. Die dritte Hauptverkehrsachse ist die Verbindung Weierstraße / Auf der Ley / Schimmelsweg, die in Nord-Süd-Richtung verläuft und nach Norden hin nach Kommern führt. Des Weiteren ist das Untersuchungsgebiet von Straßen unterschiedlicher Kategorien und Hierarchiestufen erschlossen (Sammelstraßen, Wohnstraßen, Fußwege, etc.). Im östlichen Bereich ist die Erschließung durch Kraftverkehrsstraßen unter anderem aufgrund der Weitläufigkeit des Schulgeländes gering.
Ruhender Verkehr
Die folgende Karte (Abb. 36) zeigt einen zentralen Ausschnitt des Untersuchungsgebiets. Acht größere öffentliche Parkplätze, viele Privatparkplätze sowie zahlreiche Stellplätze im Straßenraum führen zu einer großen Parkplatzkapazität in der Mechernicher Innenstadt. Drei der Parkplätze befinden sich als Park+Ride Parkplätze am Bahnhof, ein weiterer Parkplatz befindet sich an der Grundschule. Die restlichen vier Parkplätze liegen zentral im Untersuchungsgebiet. Der größte Parkplatz befindet sich am Nyonsplatz und fasst 220 Stellplätze. Die Parkplätze am Rathaus, am Bleibergplatz und am Gartenplatz verfügen jeweils über 62 bis 73 Stellplätze. Die Stellplätze im Straßenraum konzentrieren sich vor allem auf den zentralen Bereich an der Bergstraße und der Weiherstraße. Lediglich am Nyonsplatz ist eine uneingeschränkte Parkdauer auf den öffentlichen Parkplätzen möglich, während die anderen drei zentralen Parkplätze die Parkdauer auf zwei Stunden begrenzen (Abb. 37). Im Straßenraum variiert die maximale Parkdauer zwischen einer Stunde am Rathausplatz und zwei Stunden in den anderen Straßenräumen.
Öffentlicher Personennahverkehr
Als Anbieter des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Mechernich fungiert der Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH. Der Mechernicher Bahnhof fungiert als Knotenpunkt des ÖPNV. Im Schienenverkehr verkehren die Linien RE 12 und RB 24 in Richtung Trier / Gerolstein bzw. Euskirchen / Erftstadt / Köln (vgl. auch Kapitel 2.1). Trier ist stündlich mit dem RE 12 erreichbar, Gerolstein, Euskirchen, Erftstadt und Köln können dagegen halbstündlich erreicht werden. Insgesamt 12 Buslinien und 3 TaxiBusPlus-Linien fahren die Haltestelle Bahnhof an und verbinden Mechernich mit den umliegenden Städten und Ortschaften (Abb. 38). Im Untersuchungsgebiet des InHK liegen die Haltestellen Bahnhof, Feytal (8 Buslinien), Heerstraße (1 Buslinie), Nyonsplatz (1 Buslinie, 1 TaxiBusPlus-Linie), Rathergasse (3 Buslinien, 1 TaxiBusPlus-Linie), Röntgeninstitut (5 Buslinien, 2 TaxiBusPlus-Linien), Stiftsweg (12 Buslinien, 2 TaxiBusPlus-Linien) und Vierwege (5 Buslinien, 1 TaxiBusPlus-Linie). Die meisten der Buslinien fahren jedoch auch werktags lediglich im Stundentakt, so dass entsprechend lange Wartezeiten entstehen können.
4.6 Grünflächen
Im Siedlungsbereich von Mechernich sind nur wenige Grünflächen ausgewiesen. Dies sind hauptsächlich die Sportflächen im Bereich des Schulzentrums sowie öffentliche Grünflächen mit Zweckbestimmung entlang der Feytalstraße und L61 im Osten und entlang der Heerstraße im Südwesten des InHK-Gebiets. Darüber hinaus ist das Gebiet rund um das Bergbaumuseum als Waldfläche ausgewiesen. Jedoch liegen weitere ausgedehnte Grünflächen, die auch im Regionalplan und im Flächennutzungsplan als solche ausgewiesen, in unmittelbarer Nähe zum Siedlungsgebiet, beispielsweise südlich des Bergbaumuseums in Richtung Bergheim. Für die Stadt Mechernich bedeutet dies, dass hier teilweise Handlungsbedarf besteht. Aufgrund der Grünflächen in unmittelbarer Umgebung ist der Bedarf an Erholungsflächen gedeckt, so dass der Fokus der Aufwertung auf die Aufenthaltsqualität zu legen ist. Dazu zählt insbesondere die ausreichende Ausstattung der öffentlichen Plätze mit geeignetem Stadtgrün. Dies ist zurzeit nur für den Gartenplatz der Fall, der als öffentlicher Parkplatz über einen ausreichenden Baumbestand verfügt. Der Neue Markt, der derzeit der einzige autofreie Platz in der Innenstadt ist, verfügt dagegen nicht über eine geeignete Begrünung. Dies gilt auch für den angrenzenden Bleibergplatz, der aktuell zwar überwiegend durch oberirdische Stellplätze geprägt ist, der aufgrund der umliegenden Nutzungen (REWE, Gastronomie) jedoch besonders stark von Fußgängern frequentiert ist und auf den daher ebenfalls eine besondere Bedeutung zukommt.
4.7 Fazit
Die Verkehrsinfrastruktur Mechernichs ist vergleichsweise gut ausgebaut. Besonders für den motorisierten Individualverkehr sind die Bedingungen sehr gut. Dies gilt sowohl für die Anbindung an die Autobahn A1 als auch für die regionale Vernetzung zu den Nachbarkommunen. Auch die regionale Erreichbarkeit mit dem Schienenverkehr nach Köln und Kall ist halbstündlich gegeben. Eine Vielzahl von Buslinien (18 Linien) verbindet die Stadt Mechernich mit den einzelnen Ortsteilen und angrenzenden Kommunen, wobei die Busse meist auch werktags lediglich stündlich fahren. Handlungsbedarf besteht derzeit jedoch vor allem in Bezug auf den Fahrrad- und Fußgängerverkehr. Hier sind sichere, barrierefreie und attraktive Wegeverbindungen zu schaffen, um die wichtigen Ziele der Stadt (v.a. Bahnhof, Innenstadt, Bergbaumuseum, Krankenhaus und Schulzentrum) besser miteinander zu verknüpfen und den Fahrrad- und Fußgängerverkehr für Bürger und Gäste gezielt zu fördern.
Die Innenstadt ist auffällig stark von oberirdischen Stellplätzen geprägt. Im Innenstadtbereich zwischen Turmhofstraße und Weierstraße sind insgesamt mehr als 450 öffentliche und private Stellplätze vorhanden. Werden die angrenzenden Parkplätze rund um das Rathaus und den Nyonsplatz dazu gerechnet, sind es fast 900 Stellplätze. Dies ist zwar einerseits sehr positiv zu sehen, da eine gute Erreichbarkeit gegeben ist und Parkplätze in ausreichender Anzahl vorhanden sind. Gleichzeitig entstehen andererseits jedoch auch große Nutzungskonflikte zwischen den verschiedenen Nutzergruppen auf den zentralen Plätzen und die Aufenthaltsqualität wird stark eingeschränkt. Daher besteht auch hier zusätzlicher Handlungsbedarf, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten.
Hinzu kommt, dass die Stadt Mechernich über keine nennenswerten Grünflächen innerhalb des Siedlungsgebiets des Zentralorts verfügt. Lediglich die Sportanlagen und die Waldfläche am Bergbaumuseum sind als solche innerhalb des Untersuchungsgebiets ausgewiesen. Trotz der Einbettung Mechernichs in die Eifellandschaft und der damit verbundenen Nähe zu den angrenzenden Waldflächen und dem Nationalpark Eifel ist das Thema als deutliches Defizit für die Wohn- und Lebensqualität der Einwohner zu nennen. Zwar kann der Bedarf an Naherholung durch die Umgebung gedeckt werden, da die Entfernung zum nächstgelegenen Waldgebiet selbst vom zentral gelegenen Bleibergplatz lediglich rund 500 m beträgt, doch die innerstädtischen Stadträume sind sowohl aus stadtklimatischer Sicht als auch zur Steigerung der Attraktivität und Aufenthaltsqualität der Stadt für Bürger und Touristen dringend aufzuwerten.